Xiongnu

Xiongnu
Xiongnu
 
[ɕi̯ʊȖ-; chinesisch »die grausamen Sklaven«], Hsiung-nu, ostasiatisches Nomadenvolk, das Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. das erste große Nomadenreich der nordasiatischen Steppe bildete. Die in den chinesischen Quellen für das Jahr 318 v. Chr. erstmals und für das ganze 3. Jahrhundert ausführlich bezeugten Xiongnu, früher auch ostasiatische Hunnen genannt, galten lange als die »Stammväter« der im 4. Jahrhundert n. Chr. in Europa auftauchenden Hunnen. Der chinesische Reichseiniger Qin Shi Huangdi (221-210 v. Chr.) ließ zur Abwehr der Xiongnu die Große Mauer (Chinesische Mauer) bauen. 209 v. Chr. gelang es dem Shanyu (»oberster Herrscher«) Maodun (✝ 174 v. Chr.), die Xiongnu zu einer China militärisch ebenbürtigen Stammeskonföderation zusammenzuschweißen, deren Machtbereich sich in einem breiten Gürtel nördlich der Großen Mauer vom heutigen Sinkiang über das Orchongebiet bis zur Mandschurei erstreckte. Die Chinesen versuchten zunächst, sich die Xiongnu durch Heiratsverträge und Tributleistungen (v. a. Seide) zu verpflichten; über die Xiongnu gelangte die Seide nach Westen. Seit etwa 130 v. Chr. wurde die Xiongnu-Konföderation durch verlustreiche Schlachten mit dem chinesischen Hanreich geschwächt, und viele Xiongnu wurden nach Westen und Norden abgedrängt; v. a. interne Machtkämpfe besiegelten den Niedergang des Steppenreiches. 52 v. Chr. ließen sich die Xiongnu in das chinesische Tributsystem integrieren, 48 n. Chr. teilten sie sich in Nord- und Süd-Xiongnu. Erstere beherrschten von ihrem Kerngebiet nördlich der Gobi etliche der Oasenkönigreiche im Westen, bis sie 89 n. Chr. von den Chinesen geschlagen wurden. Sie zogen westwärts und verschwanden aus den chinesischen Quellen. Die mit den Chinesen verbündeten Südxiongnu in der heutigen Inneren Mongolei, später auch in Nord-Shaanxi und Nord-Hebei, errichteten im 4. und 5. Jahrhundert in Nordchina zur Zeit der »Sechzehn Staaten« mehrere kurzlebige Dynastien (die erste, 303-329, trug den Namen Han), ehe sie in der Hanbevölkerung aufgingen. - Nach hanzeitlichen Quellen waren die Xiongnu nomadisierende Viehhirten. Sie besaßen keine Schrift, verehrten Sonne und Mond und hatten Zauberpriester. - Den Xiongnu werden die Ordosbronzen zugerechnet.
 
 
M. Loewe: Crisis and conflict in Han China (London 1974).

Universal-Lexikon. 2012.

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